OIS 2013

Überraschungssieger beim OIS

Mittwoch, 9. Oktober 2013 | von Michael Reiß

Siegerfoto OIS 2013

Auf der Siegerseite: Erika Stegmaier, 1. Vorsitzende des
Schachbezirks München, mit (v.l.n.r.) GM Dragan Kosic (2.)
Dr. Sebastian Schmidt-Schäffer (1.), Franz Guttenthaler (3.)

Das 33. Offene Internationale Schach­turnier endete am Sonntag mit einer Überraschung: Den 1. Platz im A-Turnier sicherte sich nicht der hoch gewettete montenegriner Großmeister Dragan Kosic (Elo 2488), sondern der (FIDE-)titellose Dr. Sebastian Schmidt-Schäffer (2368), der aktuell für den badischen Verbands­ligisten SC Brombach gemeldet ist. Kosic musste mit dem 2. Platz vorlieb nehmen, das Podium komplettierte der Germe­ringer Landesliga-Spieler Franz Gutten­thaler (2183).

Noch zu Beginn der Abschlussrunde schien der Turniersieg von Kosic so gut wie ausgemacht. Als Tabellenführer, mit einem halben Punkt Vorsprung vor den Verfolgern, hatte er es mit dem deutlich wertungsschwächeren Guttenthaler zu tun. Konkurrent Schmidt-Schäffer hingegen musste sich mit IM Stefan Bromberger auseinandersetzen, dem wertungsstärksten Spieler des Turniers (Elo 2521). Nach einem Blick hinüber zur Konkurrenzpartie, wo Schmidt-Schäffer schon bald in Nachteil geriet, kam Kosic wohl zum Schluss: „Mehr als ein Remis ist für den Schmidt da drüben keinesfalls drin.“ Folgerichtig vereinbarte er am eigenen Brett bereits nach 14 Zügen Remis, und gönnte sich schon mal ein Siegesbierchen ... Dieses jedoch - der geneigte Leser ahnt es schon - wurde ihm bald fad. Dem zähen Doktor Schmidt-Schäffer gelang nämlich das Kunststück, seine Partie trotz einer Qualitätseinbuße noch umzudrehen, und er schob sich mit dem Sieg gegen Bromberger in der Endabrechnung ganz knapp vor Kosic. „Bläd glaffa“, würde da ein Altmünchner sagen ...

Fortsetzung:

Nachdem die Geldpreise beim OIS nach dem Hort-System verteilt werden, welches den Unter­schieden zwischen den einzelnen Rängen die Schroffheit nimmt, wird für Kosic die Welt vermutlich nicht zusammenbrechen. Andere Teilnehmer dagegen haben an ihrem Abschneiden sicherlich länger zu knabbern. Elofavorit Bromberger zum Beispiel sowie Vorjahressieger IM Julian Jorczik (Elo 2405) fanden sich am Ende auf den Plätzen 15 und 16 wieder - Freude kommt da garantiert nicht auf. Lange Zeit für „Trauerarbeit“ bleibt jedoch nicht. Schließlich beginnt am Wochenende die neue (Mannschafts-)Saison, da muss man mental wieder fit sein. Jorczik tritt für die Schach­abteilung des FC Bayern an, die (wieder einmal) in die 1. Liga aufgestiegen ist; Bromberger ist an Brett 2 des Münchner Zweitligisten MSA Zugzwang gemeldet. Wenn die beiden dem OIS 2013 überhaupt einen positiven Aspekt abgewinnen können, dann vielleicht den: Wenigstens ordnungs­gemäß eingespielt.

Für die Teilnehmer aus unserem Club lief das OIS halbwegs zufriedenstellend. IM Viktor Dmitrenko (2351) eroberte im A-Turnier nach einem schönen Sieg in der Abschlussrunde gegen Jorczik noch Platz 4. IM Edin Pezerovic (2439) kam in der Schlussabrechnung auf 6 Punkte und sicherte sich damit Rang 7. Mit einem halben Punkt mehr hätte er selber auf Rang 4 landen können, und dieser halbe Punkt war auch drin: Dies zwar nicht in der Abschlusspartie gegen den mittlerweile auch schon 2282 Elo-Punkte „schweren“ Thomas Höfelsauer vom SK München Südost, denn ein Damenendspiel mit einem Mehrbauern ist kaum zu gewinnen. Wohl aber in der Verlustpartie in Runde 4, denn dort hatte der spätere Turniersieger Schmidt-Schäffer gleich zweimal Remis angeboten ... Tja, wie man's macht, macht man's verkehrt. Riskiert man nix (wie Kosic), geht's schief. Riskiert man 'was (wie Edin), geht's auch schief ... Wie sagt noch gleich der Altmünchner?

Die MSC'ler beim OIS 2013

Der MSC ist zur Zeit schwer angesagt. Jedenfalls wollen alle auf unsere Gruppenfotos.
Da! Schon wieder einer! Es ist IM Mischa Fedorovsky (ganz rechts, Elo 2385),
vormals Tarrasch-1945, jetzt Bayern München. Die anderen Mitglieder der Rasselbande
kennen Sie schon, nämlich (v.l.n.r) Edin Pezerovic, Oleksandr Kalinin und Viktor Dmitrenko.

Die anderen MSC'ler kamen im Großen und Ganzen mit plus/minus null aus dem A-Turnier heraus. Oleksandr Kalinin erspielte sich 5½ aus 9 Punkten und Rang 21; damit machte er gegenüber der Setzliste 16 Plätze gut. Der DWZ-Zugewinn beschränkt sich allerdings auf nur ein einziges mageres Pünktchen (neue DWZ: 2003). Reza Azimi kämpfte mehr gegen seine Grippe als gegen seine Gegner und musste drei von neun Partien sausen lassen. Raus kamen am Ende 3½ aus 6 und Rang 68. Da mutet der DWZ-Verlust von nur einem Punkt (neu: 1988) wie ein Wunder an ... Unser 2. Vorsitzender Norbert Sander hatte nach sechs Runden nur einen einzigen Punkt und machte schon ein langes Gesicht. Mit einem sauberen Endspurt jedoch holte er aus den letzten drei Runden noch 2½ Punkte - Happy End nebst Rang 77.

Im B-Turnier wurde Neu-MSC'ler Reinhard Klein nach famosem Start - wie so manch anderer Schachfreund auch - Opfer der „jungen Wilden“, die dort gar schröcklich wüteten. Den Turniersieg erspielte sich - mit 7 aus 9 Punkten - der 17jährige Gymnasiast Max Köhler vom SK Tarrasch-1945, der seine DWZ auf einen Satz um satte 164 Punkte steigern konnte (von 1561 auf 1725). Ach, Du schöne Jugendzeit ... Auch der 16jährige Alexander Eichler (6½ Punkte, 7. Platz, ebenfalls Tarrasch) sowie besonders der knapp 9jährige Igal Bergauz (6 Punkte, 12. Platz, SK München Südost) haben eine Erwähnung verdient. Jede Wette, der Igal wird später mal Titelträger!

OIS 2013: Blick in die Hachinga-Halle

Blick in die Hachinga-Halle - auch das OIS 2014 soll hier stattfinden

Bei der Siegerehrung teilte Erika Stegmaier, die Vorsitzende des Schachbezirks München, den Teilnehmern noch mit, dass das OIS auch im nächsten Jahr noch nicht an seine alte „Wirkungs­stätte“ zurückkehren kann - die Renovierung der TU-Mensa in der Münchner Arcisstraße zieht sich hin ... Mit einiger Wahrscheinlichkeit heißt es also auch für das OIS 2014: Grüß Gott in der Hachinga-Halle in Unterhaching! Zum OIS beim Schachbezirk München ...