Münchner Mannschaftsmeisterschaft 2012

1. Mannschaft: Knapper Sieg gegen Haar II

Freitag, 16. März 2012 | von Michael Reiß

In der 2. Runde der Münchner Mannschaftsmeisterschaft musste unsere 1. Mannschaft auswärts gegen die 2. Mannschaft des SC Haar antreten. Dabei setzte sie sich am vergangenen Freitag (09.03.) mit 4½ : 3½ durch. Der knappe Sieg spiegelt durchaus den Verlauf des Wettkampfes wieder, der sich zu einer „ganz engen Kiste“ entwickelte.

Fortsetzung:

Die Anfangsphase des Wettkampfes gab noch Anlaß zu launigen Sprüchen: Der Haarer Patrick Roth an Brett 4 nahm sich nämlich so viel Zeit für seine Züge, dass wir seinen Gegner, unseren Oleksandr Kalinin, schon anflachsten: „Zieht der überhaupt noch?"“
Bald darauf wurde es jedoch ernst: Unser Jan-Erik Schrader an Brett 1 hatte einen Bauern eingestellt („meinen Kernbauern“, schnief ...). Er kämpfte zwar weiter; realistisch betrachtet, mussten wir diese Partie aber abschreiben. Unsere Mienen hellten sich erst 40 Minuten später wieder auf, als Reza Azimi an 3 mit einem taktischen Schlag einen Springer eroberte. Dies ermutigte - Frechheit siegt - Jan-Erik zu einem Remisangebot an seinen Gegner Cherin Sakkal, welches dieser jedoch dankend ablehnte: „Das muss ich versuchen weiterzuspielen ...“

Um kurz nach 22 Uhr waren es wieder wir, die einen Schlag einstecken mussten: Arne Jacobsen an 5 hatte einen Turm eingestellt. Die Partie war futsch, Arne spielte nur aus „mannschafts­kosmetischen“ Gründen noch ein paar Züge weiter.
Die nächsten Entscheidungen fielen im 5-Minuten-Takt. Zunächst stellte Jan-Eriks Gegner (nach dem Motto „Der Herr gibt es, der Herr nimmt es“) eine Figur ein, womit die schon abgeschriebene Partie „prognosemäßig“ auf unsere Seite wechselte. Und gleich darauf gewann Oleksandr an Brett 4; sein Gegner hatte mit wenig Zeit auf der Uhr und in unübersichtlicher Stellung gepatzt. Damit lagen wir 1:0 in Führung. Weitere fünf Minuten später hatte Jan-Erik seinen Materialvorteil verwertet - aus dem prognostizierten war ein realer Gewinnpunkt geworden - 2:0! Dieser beruhigende Zwischenstand ermöglichte nun wiederum Arne, seinen Widerstand einzustellen, denn auch nach seiner Aufgabe führten wir noch (2:1).

Um 22:45 Uhr war auch die Partie an Brett 2 beendet. Unser Michael Kwan hatte hier mit den schwarzen Steinen sämtliche Gewinnversuche seines Gegners erfolgreich unterbunden. Er selber allerdings „hatte auch nichts“ - eine Punkteteilung war die logische Konsequenz, Zwischenstand somit 2½ : 1½. Knapp zehn Minuten später musste Reinhold Gartenfeld an 7 gegen den zähen Haarer Rollstuhlfahrer Josef Oberpriller die Segel streichen. Zwischenstand jetzt 2½ : 2½; Haar hatte aufgeschlossen.
Die Haarer Freude währte jedoch nur kurz, denn nur wenige Minuten später gingen wir wieder in Führung: An Brett 8 hatte unser Ersatzspieler Christoph Stock seinen Gegner mit präzisem Positionsspiel in's Grübeln gebracht und am Ende einen wichtigen Brettpunkt für uns eingefahren. Damit lagen wir mit 3½ : 2½ in Führung; der Wettkampfsieg lag greifbar nah.

Um kurz nach 23 Uhr war es dann soweit; Reza hatte endlich den Sack zugemacht, mit 4½ Brettpunkten auf dem Konto hatten wir den Wettkampf gewonnen. Unsere Kiebitze hatten hinter vorgehaltener Hand schon gemurrt, was sich ungefähr so anhörte: „Seit er den Springer gewonnen hat, spielt er nur noch Müll“, oder auch „Da spiel' ich doch einfach Turm b5, und dann hat der nix mehr!“ ... Wie Reza nach der Partie geduldig erläuterte, war der Gewinn aber nicht so einfach, wie die Kiebitze dachten. Mit eigener offener Königsstellung musste er höllisch aufpassen; einmal war ihm sogar der Schreck in die Glieder gefahren, weil er glaubte, in der Vorausberechnung eine taktische „Schweinerei“ des Gegners übersehen zu haben ...

Obwohl der Wettkampf nun entschieden war, mussten wir noch eine ganze Weile ausharren, denn eine Partie lief ja noch. Es war diejenige an Brett 6 zwischen dem Haarer Konrad Bumes und unserem Josef Marschall, und sie war - weil hier das „Stellungsglück“ ebenso hin- und her wogte - auch ein Spiegelbild des gesamten Wettkampfes. Allerdings hatten hier die Haarer das bessere Ende für sich; schlussendlich musste sich Josef seinem Gegner doch beugen.

Wettkampf-Resümee: Eine ganz enge Kiste war das dort in Haar, mit einem denkbar knappen Sieg für uns. Angesichts der Kampfstärke der Haarer können wir allerdings mit dem 4½ : 3½ sehr zufrieden sein!